CITY 46

Jonas (1956/1957)

MANIC MONDAY – Psychiatrie im Spiegel der deutschen Filmgeschichte

Kooperationsprojekt mit Dr. Tobias Dietrich und dem Bremer Kommunalkino CITY 46.  
Vom expressionistischen Stummfilmklassiker bis zum zeitgenössischen Dokumentarfilm: Die elfteilige Reihe „Manic Monday“ lädt auf eine filmische Reise durch über hundert Jahre Psychiatrie- und Kulturgeschichte ein. Jeden Abend wird ein prägender Film pro Jahrzehnt vorgestellt. Von Das Cabinet des Dr. Caligari bis zu aktuellen Produktionen wie Climate in Therapy. Im Mittelpunkt steht: Wie haben Filme unser Bild von psychiatrischer Behandlung und psychischer Erkrankung geprägt? Welche Kämpfe haben Psychiatrienutzer*innen früher geführt und welche heute? Es wird ein Gesprächsraum geöffnet und zu einer offenen Auseinandersetzung mit psychischer Gesundheit eingeladen – niedrigschwellig, kritisch und nah am Menschen. 
Die Vorführungen finden von November bis März abwechselnd im CITY 46 und in der KulturAmbulanz statt. Ergänzt werden die Veranstaltungen durch Gespräche mit Expert*innen und Stimmen aus der Community. 

Eintritt nach Selbsteinschätzung: 3 € / 7 € / 12 €

Dem Schriftsetzer Jonas kommt der neu gekaufte Hut in einer Gaststätte abhanden und so entwendet er einen anderen Hut. Darin stehen die Initialen „M. S.“, die in ihn schmerzliche Erinnerungen an einen alten Freund wachrufen. Von Schuldgefühlen geplagt, irrt er durch das unpersönliche und vom Krieg gezeichnete Stuttgart und versucht vergebens, den Hut wieder loszuwerden.
Wer bei deutschem Kino der 1950er Jahre an Heimatschnulzen und idyllische Verdrängungsnarrative denkt, den belehrt Jonas mit seinem experimentellen Score von Duke Ellington und seinen avantgardistischen Stadtbildern eines Besseren. Der zu früh verstorbene Robert Graf spielt einen vom Schuldtrauma zerfressenen Großstadtbürger in der anonymen Bedrohungskulisse des jungen Wirtschaftswunderlandes BRD. Ein faszinierendes Nachkriegspsychogramm aus der Feder des Psychiaters und Kunstmäzens Ottomar Domnick unter Mitwirkung des Dichters und Verlegers Hans-Magnus Enzensberger. Die kontrastreichen und unterkühlte Aufnahmen vom zerbombten Stuttgart gehen Antonionis Bildern verlorener Individuen in der modernen Stadt voraus.


 


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